Der Kauf eines Unternehmens ist nicht nur eine strategische Entscheidung – er ist vor allem eine Frage der Finanzierung. Ob MBI, strategischer Zukauf oder Private-Equity-Investment: Wer kaufen will, braucht Kapital. Aber welches?
Wir geben einen Überblick über klassische Finanzierungsformen – mit konkreten Beispielen, Vorteilen und Risiken. Damit Sie die richtige Struktur für Ihren Deal finden.
1. Eigenkapital: Vom Käufer selbst oder Investoren
Eigenkapital ist Bestandteil von jedem Deal. Eigenkapital heißt, dass sich das Geld schon habe. Wer allerdings nur auf Eigenkapital setzt, braucht tiefere Taschen – oder Investoren.
Beispiel:
Ein Strategischer Käufer übernimmt einen Wettbewerber und finanziert den Deal zu 100 % aus Eigenmitteln. Der Zukauf wird aus der Kapitalrücklage des Mutterunternehmens refinanziert.
Vorteile:
- keine Zins- oder Tilgungspflicht
- größere Freiheit bei Vertragsgestaltung
- stärkt Verhandlungsposition
Risiken:
- bindet Liquidität
- erhöht das eigene Risiko
- Eigenkapital ist teuer
Für wen geeignet:
Strategen oder Käufer mit hohem Cashbestand, z.B. Unternehmer, die nach einem größeren Unternehmensverkauf ein neues Unternehmen zukaufen.. Auch PE-Fonds starten häufig mit einer substantiellen Eigenkapitalquote, bevor sie hebeln.
Kapitalquellen:
- eigene Mittel, Exiterlöse, Rücklagen, Abfindungen
- Friends and Family
- Mutige Investoren, die sich am Eigenkapital beteiligen
- Search Funds
1. Klassische Fremdfinanzierung: Bankkredit & Förderdarlehen
Fast alle Käufer setzen auf Bankdarlehen. Typisch ist ein Kredit, der über 5–7 Jahre läuft und aus dem Cashflow des Zielunternehmens getilgt wird. Banken finanzieren aber immer nur einen Teil des Deals. Daher ist Eigenkapital eine Voraussetzung für Fremdkapital.
Beispiel:
Ein Maschinenbauingenieur will ein Unternehmen mit 60 Mitarbeitenden übernehmen. Die Bank finanziert 40 % des Kaufpreises über ein Darlehen aus eigenen Mitteln. Zusätzlich wird über die Hausbank ein gefördertes Darlehen mit einer Teilbürgschaft einer Landesförderbank in Höhe von 20% eingebracht. Der Rest der Finanzierung stammt aus Eigenmitteln.
Vorteile:
- Fremdkapital ist günstiger al Eigenkapital. Solange die Rendite des Unternehmens höher ist als die Zinsen des Fremdkapitals entsteht also ein Gewinn auf den vom Fremdkapital finanzierten Wert des Unternehmens, welcher dem Eigenkapital zusteht. Dadurch verbessert sich die Rendite des Eigenkapitals deutlich.
- Zinsen sind im Regelfall eine Betriebsausgabe und haben damit einen positiven Einfluss auf zu zahlende Steuern
- günstige Zinsen, wenn Sicherheiten vorhanden sind
- klare Tilgungsstruktur
- kombinierbar mit Fördermitteln (z. B. KfW)
Risiken:
- hohe Tilgungslast, die je nach Finanzierer auch dann noch anfällt, wenn das Unternehmen in Schieflage geraten sollte. Durch zu hohe Fremdkapitalfinanzierung steigt in der Regel die Gefahr einer Insolvenz.
- starke Abhängigkeit vom Cashflow
- Bonität des Käufers und Werthaltigkeit des Zielunternehmens sind entscheidend
- Im Normalfall wird die Bank Sicherheiten oder einer Bürgschaft des Gesellschafters erwarten. Hier lohnt es sich gut drüber nachzudenken, welche Risiken Sie bereit sind privat zu tragen. Im Idealfall können Assets des Zielunternehmens als Sicherheit dienen.
Für wen geeignet:
MBI-Käufer mit überzeugendem Businessplan und solide kalkulierbarem Cashflow und Unternehmen oder Personen mit hohen Vermögen. PE-Fonds investieren in der Regel mit hohem Hebel (hohem Anteil an Fremdkapital).
Kapitalquellen:
- Banken
- Förderbanken
- Bürgschaftsbanken
- spezialisierte Fonds
3. Mezzanine-Kapital: Die hybride Lösung
Mezzanine ist eine Mischform zwischen Eigenkapital und Fremdkapital. Typisch sind stille Beteiligungen oder Nachrangdarlehen mit sogenannten „Equity Kickern“, bei denen sich der Kapitalgeber eine spätere Beteiligung am Unternehmen, am Gewinn oder am Verkaufserlös sichert.
Beispiel:
Ein MBI-Käufer finanziert mit nur 30% Eigenkapital und 40 % des Kaufpreises über eine Bank. Weitere 30 % bringt ein Mezzanine-Geber ein – gegen einen festen Zinssatz plus einer Option 15% der Kreditsumme zu einem festgelegtem Wert in ein direkte Beteiligung des Unternehmens investieren zu können. Diese Option wird er nur verwenden, wenn sich das Zielunternehmen gut entwickelt. Idealerweise sogar erst, wenn das Zielunternehmen kurz vor dem Verkauf steht..
Vorteile:
- verbessert die Eigenkapitalquote
- oft keine direkte Einflussnahme
- Endfälligkeit oder flexibler Rückzahlungsmodus
- oft werden sogar die Zinsen gestundet
Risiken:
- Mezzanin ist vergleichsweise teuer und beinhaltet hohe Renditeerwartung der Kapitalgeber
- komplexe Vertragsstrukturen
- nicht standardisiert – Verhandlungsgeschick nötig
Für wen geeignet:
Erfahrene Käufer mit belastbarem Geschäftsmodell und strukturiertem Finanzierungsplan.
Kapitalquellen:
- spezialisierte Fonds
- private Investoren
- Unternehmen
Fazit: Finanzierung ist Teil der Strategie
Es gibt keine „beste“ Finanzierungsform. Entscheidend ist die Passung zum Geschäftsmodell, zur Käuferstruktur – und zur Strategie.
Ein MBI-Käufer muss anders denken als ein Konzern. Ein Deal mit starken Synergien kann anders bewertet werden als ein Buy-and-Build-Modell mit hohem Leverage. Wichtig ist: Finanzierung ist nicht nur Technik. Sie entscheidet mit über den Erfolg des gesamten Kaufs. In fast jedem Deal, den wir sehen spielen Fremd- und Eigenkapital eine entscheidende Rolle. Mezzaninkapital kann vor allem Lücken in der Finanzierung schließen.
Unser Rat:
Denken Sie Finanzierung von Anfang an mit. Und holen Sie sich einen Berater an die Seite, der die Finanzierungslogik des Käufers genauso versteht wie die Zielstruktur Ihres Unternehmens. Sprechen Sie auch vorab mit einem auf Transaktionen spezialisierten Steuerberater. Bei Bedarf vermitteln wir ihnen auch hier erfahrene Spezialisten aus unserem Partnernetzwerk.