Die Unternehmensnachfolge ist ein komplexer Prozess, der mehr erfordert als nur die Suche nach einem Käufer. Unternehmer, die über einen Unternehmensverkauf nachdenken, sollten sich frühzeitig und umfassend mit den wichtigsten Fragen auseinandersetzen, um den Wert Ihres Lebenswerks zu sichern und eine reibungslose Übergabe zu gewährleisten. Die folgenden neun Fragen bieten Ihnen einen Einblick in das Thema und helfen, typische Fallstricke zu vermeiden.
1. Wie kann ich mein Unternehmen auf einen Verkauf vorbereiten?
Ein erfolgreicher Unternehmensverkauf will gut vorbereitet sein, hierfür sollten Sie sich im besten Fall einige Jahre Zeit nehmen.
Die erste Frage, die sich ein Unternehmer stellen sollte, ist: „Wie wird mein Unternehmen ohne mich laufen? Gibt es eventuell sogar entscheidende Bereiche, in denen ich die alleinige Person bin, ohne die gar nichts mehr funktionieren würde?“ Wenn Sie diese Frage (noch) mit Ja beantworten müssen, ist dringender Handlungsbedarf geboten. Denn bevor Ihr Unternehmen nicht auch ohne Sie funktionieren kann, brauchen Sie Du über einen Verkauf gar nicht nachdenken – das ist logisch, war Ihnen aber bisher vielleicht gar nicht bewusst.
Eine weitere Fragestellung ist die nach den Prozessen im Unternehmen. Sind diese Allen klar und auch gut dokumentiert? Wenn dies bisher nicht der Fall ist, sollten Sie die künftige Übergabe nutzen, um dies gerade zu ziehen. Das Unternehmen wird auch ohne Übergabe von einer klaren Dokumentation profitieren, zusätzlich ist mit einer übersichtlichen Dokumentation der Grundstein für die Due Diligence bereits bestens vorbereitet.
Als dritten Punkt möchte ich das Augenmerk auf die betriebswirtschaftlichen Auswertungen der letzten Jahre richten. Insbesondere die Bilanz spielt dabei eine große Rolle. Im besten Fall sind bis zum geplanten Verkauf noch einige Jahre Zeit, sodass die künftigen Bilanzen auf den Verkauf hin ausgerichtet werden können. Bildet die Bilanz die Werte der Firma gut ab? Gibt es aktuell noch „Probleme“ in der Bilanz, die die Firma schlecht verkaufbar macht? Das können Kredite sein, die eventuell gar nicht mehr benötigt werden und daher besser vor einem Verkauf getilgt werden sollten.
Ziel der Vorbereitung ist, das Unternehmen insbesondere für die Übernahme durch einen Nachfolger gut aufzustellen, sodass es attraktiv zur Nachfolge ist. Wenn Sie Ihre Zeit nutzen, um die eigene Firma durch die Brille eines potenziellen Nachfolgers zu betrachten und dahingehend zu optimieren, werden Sie leichter einen Käufer finden, und einen besseren Kaufpreis erzielen. Und auch der Käufer wird es Ihnen danken, im Endeffekt sind all die durch Sie vorgenommenen Maßnahmen ein Service für den Nachfolger, der so direkt durchstarten kann, da er eine gut übernahmefähige Firma vorfindet.
2. Wie lange dauert ein Unternehmensverkauf?
Viele Unternehmer glauben, nach bereits erfolgter Vorbereitung ließe sich der Verkauf innerhalb weniger Monate abwickeln. Die Realität sieht jedoch anders aus: Der dann folgende eigentliche Unternehmensverkauf dauert in der Regel 12 bis 24 Monate.
Neben der Suche nach einem geeigneten Käufer sind vor es allem die folgenden Schritte, die Zeit benötigen:
- Die Due Diligence, in der der Käufer das Unternehmen gründlich prüft. Als Nachfolger benötige ich einen tiefen Einblick in die wirtschaftlichen, rechtlichen und organisatorischen Aspekte des Unternehmens.
- Die Verhandlungen. Was wird übertragen? Welche Rechtsform wird gewählt? Wie hoch ist der Kaufpreis und in welchem zeitlichen Rahmen wird er gezahlt?
- Die Integration des Nachfolgers. Für den Erfolg der Übergabe ist es entscheidend, dass es keinen Bruch gibt, nach dem der Nachfolger allein gelassen wird. Das Know-How des Altunternehmers sollte selbstverständlich bestmöglich weitergegeben werden. Alle Beteiligten – von Mitarbeitern über Lieferanten bis zu den Kunden – müssen gut informiert werden.
3. Wie viel ist mein Unternehmen wirklich wert?
Die Frage nach dem Wert eines Unternehmens ist eine der emotionalsten Fragen in der Unternehmensnachfolge. Viele Unternehmer überschätzen den Wert ihres Betriebs, weil sie den persönlichen Einsatz und die Jahre des Aufbaus emotional einrechnen. Der Markt ist aber rational, für einen Käufer sind die emotionalen Werte irrelevant. Was zählt, sind Umsatz, Ertrag und vor allem die Zukunftsaussichten.
Ein Punkt, den viele übersehen: Unternehmen, die stark vom Inhaber abhängig sind, sind weniger wert. Fehlen klare Strukturen oder gibt es kein starkes Management-Team, das den Betrieb auch ohne den Gründer leiten kann, drückt das den Preis. Bauen Sie daher rechtzeitig ein Management auf, das die Geschäftsführung übernehmen kann – das steigert den Unternehmenswert erheblich.
Zur Bewertung von Unternehmen gibt es verschiedene Methoden, die eine erste Einschätzung ermöglichen. Einen Einblick in die Bewertungsmethoden bietet dieser Artikel.
4. Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Verkauf?
Den „richtigen“ Zeitpunkt gibt es nicht – aber es gibt sehr wohl günstige Zeitpunkte für den Verkauf. Viele Unternehmer warten zu lange und verpassen den Moment, in dem der Markt für ihre Branche positiv ist oder das Unternehmen gerade gut dasteht. Verkaufen Sie Ihr Unternehmen also am besten dann, wenn es gesund ist und wächst – nicht, wenn Sie bereits erste Schwächeanzeichen bemerken.
Darüber hinaus spielen Marktdynamiken eine entscheidende Rolle: eine drohende Rezession, verschärfte Regulierungen oder disruptive Technologien können den Unternehmenswert innerhalb weniger Jahre drastisch verändern.
5. Was passiert mit meinen Mitarbeitern?
Für viele Unternehmer ist die Zukunft Ihrer Mitarbeiter der kritischste Punkt bei der Nachfolge. Käufer sind sich dieser Bedeutung bewusst, und auch für sie spielen die Mitarbeiter eine wichtige Rolle für den künftigen Erfolg des Unternehmens. Daher ist ein reibungsloser Übergang oft entscheidend für den langfristigen Erfolg des Betriebs unter neuer Führung.
Die interne Kommunikation und Transparenz gegenüber den Mitarbeitern ist ein Balanceakt. Schlüsselmitarbeiter sollten frühzeitig in den Prozess eingebunden werden. Ein Verkaufsprozess im Geheimen führt oft zu Gerüchten und Unsicherheiten – und das kann Leistungsträger vertreiben.
Wenn Sie Transparenz zeigen und wichtige Mitarbeiter in die Entscheidung einbeziehen, steigert das deren Loyalität und gibt dem Käufer Sicherheit. Ein Nachfolgeberater kann hier unterstützen, um die Kommunikation im Team zu steuern und Sicherheit für alle Beteiligten zu schaffen.
6. Welche rechtlichen Fallstricke sollte ich beachten?
Der Verkauf eines Unternehmens ist ein rechtlich komplexer Prozess. Unternehmer müssen sich mit Haftungsfragen, steuerlichen Aspekten und dem Kaufvertrag auseinandersetzen.
Alles Themen, die im normalen Unternehmerleben keine Rolle spielen, sodass wenige Unternehmer sich selbst gut damit auskennen. Suchen Sie sich daher Unterstützung, um gemeinsam mit einem Berater und Anwälten saubere Lösungen zu erarbeiten.
Abgesehen von den rechtlichen Fragen in Bezug auf die Transaktion sind langfristige Verträge mit Kunden oder Lieferanten eine oft übersehene Hürde. Diese können sich nach dem Verkauf als problematisch erweisen, wenn der neue Inhaber sie nicht weiterführen will oder kann. Um eventuelle Risiken zu minimieren, behalten Sie den Überblick über alle laufenden Verträge und verhandeln sie vor dem Verkauf neu.
7. Wie wähle ich den richtigen Nachfolger?
Einen Nachfolger zu finden, der nicht nur die finanziellen Mittel hat, sondern auch zur Unternehmenskultur passt, ist eine der größten Herausforderungen. Oft wird bei der Auswahl des Nachfolgers der kulturelle Fit unterschätzt – das Unternehmen kann durch eine unpassende Führung langfristig Schaden nehmen.
Für den Fortbestand des Unternehmens ist es entscheidend, dass zumindest ein Großteil der Mitarbeiter, Kunden und Lieferanten dem Unternehmen die Treue halten. Der Nachfolger wird das Unternehmen anders führen und neue Schwerpunkte setzen, der Bruch sollte aber nicht zu extrem sein.
Besonders bei familieninternen Nachfolgen ist dieser Punkt nicht zu unterschätzen. Hier entstehen oft Konflikte zwischen Tradition und Innovation.
Ein Nachfolgeberater kann dabei helfen, sowohl externe als auch interne Kandidaten objektiv zu bewerten und nicht nur nach Fähigkeiten, sondern auch nach Soft Skills und Werten auszuwählen.
8. Was passiert, wenn ich keinen Nachfolger finde?
In Deutschland stehen Tausende Unternehmen vor dem Problem, keinen geeigneten Nachfolger zu finden. Laut einer IFM-Studie sind 80% der Unternehmen nicht ertragsstark genug, um attraktiv für potenzielle Käufer zu sein. In den kommenden Jahren wird sich die Lage eher noch zuspitzen.
Was dann? Eine mögliche Lösung istein Management-Buy-In. Externe Manager oder Führungskräfte übernehmen das Unternehmen, sie bringen oft frischen Wind mit.
Beginnen Sue frühzeitig mit der Suche nach einer Lösung – auch Alternativen wie eine Fusion mit einem größeren Unternehmen oder ein externer Investor können Optionen sein.
9. Was bleibt mir nach dem Verkauf meines Unternehmens?
Nach dem Verkauf des Unternehmens stellt sich oft die Frage: Was kommt danach?
Viele Unternehmer fallen in ein emotionales Loch, weil sie sich zu wenig Gedanken über ihre Zukunft gemacht haben. Der Verkauf bringt finanzielle Freiheit, aber was füllt die neu gewonnene Zeit?
Planen Sie frühzeitig, wie Sie sich nach dem Verkauf engagieren wollen – sei es in Form von Beratung, ehrenamtlichen Tätigkeiten oder neue unternehmerische Projekte.
Fazit:
Die Unternehmensnachfolge ist weit mehr als nur der Verkauf eines Unternehmens. Sie ist ein komplexer Prozess, der viele Aspekte berücksichtigt: von der emotionalen Bindung an das Unternehmen über rechtliche und finanzielle Fragen bis hin zur Zukunft der Mitarbeiter. Unternehmer, die sich frühzeitig und umfassend mit diesen Fragen auseinandersetzen, haben die besten Chancen auf eine erfolgreiche Übergabe.
In jeder dieser Phasen kann ein erfahrener Nachfolgeberater wertvolle Unterstützung leisten und dazu beitragen, dass der Verkaufsprozess reibungslos verläuft und den größtmöglichen Erfolg bringt.
Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass eine solche Unterstützung sehr hilfreich ist. Mehr zu den Vor- und Nachteilen, einen Berater mit einzubeziehen, findet sich hier.